Logistik-Trends 2023 (Teil 3) – diese drei Entwicklungen im E-Commerce sollten Online-Händler:innen unbedingt beachten
Für den E-Commerce ist die Logistik eine besondere Herausforderung. Vor allem durch die stetig wachsende Bestellmenge und die damit verbundenen unzähligen Päckchen und Ziele. Bei Paketen kommen viele Händler:innen oft an ihre Grenzen. Doch die Logistik-Trends 2023 bieten auch für diesen spannenden Bereich Impulse, um einerseits die Paketflut zu meistern und andererseits wichtige Themen wie die Nachhaltigkeit erfolgreich zu berücksichtigen. In unserem dritten und letzten Teil zu den E-Commerce-Trends 2023 zeigen wir Ihnen, worauf Sie im kommenden Jahr in der Logistik achten sollten und wie Ihnen die Umsetzung gelingt.
Logistik-Trends 2023 – Nachhaltigkeit, Liefermodalitäten und Retouren im Fokus
Es gibt drei zentrale Logistik-Trends 2023 innerhalb des E-Commerce für das kommende Jahr. Das wohl größte Thema ist dabei die Nachhaltigkeit. Aber auch die Art und Weise, wie Lieferungen zur Kundschaft kommen, wird für Online-Händler:innen in einem stetig wachsenden Wettbewerb zum Erfolgskriterium. Und nicht zuletzt beschäftigt die Branche der Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Retouren.
1. Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und der Recommerce
Sustainability – Nachhaltigkeit – ist seit einigen Jahren das Trendthema überhaupt im E-Commerce. Und das gleich auf mehreren Ebenen. Einerseits ökologisch, andererseits ökonomisch und sozial. Ressourcenverbrauch ist ein Thema, das Kund:innen heute bewegt. Und leider hat der E-Commerce hier oftmals noch mit einem schlechten Image zu kämpfen, was die ökologische Nachhaltigkeit betrifft – besonders in Segmenten wie Bekleidung und Elektronik. Auch bei der sozialen und ökonomischen Verantwortung schauen Kund:innen heute zumindest zum Teil genauer hin. Insbesondere bei großen Händler:innen achten Kund:innen verstärkt auf diesen Aspekt.
Doch auch als kleine:r Händler:in sollten Sie Nachhaltigkeit nicht nur auf dem Papier auf Ihre Agenda schreiben, sondern ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte entwickeln: Angefangen beim Produktsortiment (nachhaltig produzierte Waren) über den Versand und den Umgang mit Retouren (mehr dazu in Punkt 2. und 3.) bis hin zu Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette.
Wie Online-Händler:innen beispielsweise beim Versand nachhaltiger werden können, fasst Micha Augstein, Gründer und CEO von PARCEL.ONE zusammen: „Händler können gleich an mehreren Schrauben im Versand drehen, um diesen nachhaltiger zu gestalten. Angefangen beim Verpackungsmaterial: Hier bietet sich ihnen die Möglichkeit, mehr auf ökologische Kartonage zu setzen oder auch wiederverwendbare Versandtaschen zu nutzen. Diese können von Kunden dann kostenfrei zurückgesendet und vom Händler erneut eingesetzt werden. Aber auch Füllmaterial kann nachhaltiger werden. Statt Plisterfolie sind Maispellets eine geeignete Alternative. Beim Versand können Händler zudem auf ein optimiertes Routing (also Wegfindung) zurückgreifen, um Transportwege so umweltschonend wie möglich zu halten.“
„Händler können gleich an mehreren Schrauben im Versand drehen, um diesen nachhaltiger zu gestalten. Angefangen beim Verpackungsmaterial. Hier bietet sich ihnen die Möglichkeit, mehr auf ökologische Kartonage zu setzen oder auch wiederverwendbare Versandtaschen zu nutzen. Diese können von Kunden dann kostenfrei zurückgesendet und vom Händler erneut eingesetzt werden. Aber auch Füllmaterial kann nachhaltiger werden. Statt Plisterfolie sind Maispellets eine geeignete Alternative. Beim Versand können Händler zudem auf ein optimiertes Routing zurückgreifen, um Transportwege so umweltschonend wie möglich zu halten.“
Micha Augstein, Gründer und CEO von PARCEL.ONE
Ein weiterer Punkt beim Thema Nachhaltigkeit ist der Recommerce. Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, Kleidung und Elektronik second-hand bzw. refurbished anzubieten – in der Regel mit größeren Rabatten. Der Gedanke dahinter ist simpel: Händler:innen agieren im Sinne der Nachhaltigkeit, indem sie Kund:innen die Möglichkeit bieten, gemeinsam Ressourcen zu schonen.
Recommerce ist aber nicht nur bei Bekleidung und Elektronik ein Trend, sondern auch bekannt im Bücher- und Multimedia-Segment. Händler:innen, die Produkte dieser Warengruppen anbieten, können mit Recommerce neue Zielgruppen erschließen und gleichzeitig ihren Beitrag zur Umwelt leisten, wie auch Hagen Meischner, Partner Manager von Shopify bestätigt: „Die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei Konsumenten und Marken wird weiter zunehmen und hierbei wird Second-Hand eine wachsende Rolle spielen. Darüber hinaus wird die Preissensibilität der Verbraucher ein weiterer Aspekt sein, der diesen Trend beschleunigen wird.“
„Die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei Konsumenten und Marken wird weiter zunehmen und hierbei wird Second-Hand eine wachsende Rolle spielen. Darüber hinaus wird die Preissensibilität der Verbraucher ein weiterer Aspekt sein, der diesen Trend beschleunigen wird.“
Hagen Meischner, Partner Manager von Shopify
2. Lieferung im Fokus: Entscheidender Faktor für die Wiederkehr der Kundschaft
Vor allem 2022 standen Probleme bei den Lieferketten immer wieder im Fokus von Händler:innen und Kund:innen. Durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg sind und bleiben die Lieferketten vorerst stark belastet. Leere Regale in Lagern und stationären Verkaufsflächen sind allerdings ein herber Einschnitt in die Customer Experience. Gerade die Art und Weise, ob und wie Waren geliefert werden (können), entscheidet oft darüber, ob Kund:innen noch einmal im Shop einkaufen oder nicht. Allerdings ist derzeit fraglich, wie die Lieferzeiten 2023 eingehalten werden können. Neben vorausschauender Planungen in der Logistik, vor allem bei der Warenbestellung, sollten Händler:innen die Augen nach alternativen Produkten offen halten und besonders auf die Transparenz in der Kundenkommunikation achten. Das wird nicht nur während der Lieferkettenproblematik entscheidend sein, sondern auch darüber hinaus ein wichtiges Thema bleiben.
Wie erwähnt, spielt in der Logistik zunehmend die Nachhaltigkeit eine Rolle. Nachhaltige Verpackungsmaterialien und optimierte Versandrouten können hier also helfen. Doch stellt sich hier nicht zuletzt auch die Frage, mit welchen Partner-Unternehmen Händler:innen im Versand zusammenarbeiten wollen. Einige Dienstleister bieten bereits die Optimierung von Routen an oder haben ihren Fuhrpark mit alternativen Antrieben ausgestattet.
3. Wenn’s doch nicht passt – Knackpunkt Retoure
Zu guter Letzt werden die Entwicklungen im Bereich Retoure zum Logistik-Trend in 2023. Hier spielt Nachhaltigkeit ebenfalls eine zentrale Rolle. 2020 wurden laut Statista 315 Millionen Pakete retourniert. Mit der wachsenden Zahl an Bestellungen steigt auch die Zahl der Retouren weiter an. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit, aber auch auf steigende Kosten im Transport, werden Händler:innen 2023 umdenken müssen. Bereits jetzt sind kostenlose Retouren bei einigen Unternehmen nicht mehr möglich, wie auch Micha Augstein weiß: „Am besten sind natürlich Sendungen, die gar nicht erst zu einer Retoure werden – in der Praxis ist das aber kaum umzusetzen. Nicht zuletzt gehen inzwischen aber einige Händler dazu über, kostenlose Retouren zur Ausnahme zu machen, vor allem in Kombination mit verbesserten Produktinformationen.“
Im Rahmen eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzepts ist dieser Schritt nachvollziehbar – auch von Kund:innenseite aus. Nur 36 Prozent der Kund:innen empfinden kostenpflichtige Retouren als absolutes Tabu. Allerdings sollten Händler:innen beachten, die Retourkosten für Kund:innen angemessen zu wählen und den Prozess einfach und transparent zu halten, um keine künstlichen Barrieren für Bestellungen und damit Conversions zu schaffen. Die aktuelle Studie „E-Commerce Retouren-Studie 2022“ zeigt sogar, dass Kund:innen bei einem kostenfreien Versand auf dem Hinweg deutlich eher dazu bereit sind, kostenpflichtig zu retournieren. Beim Umgang mit Retouren kommt es somit durchaus auch auf das Gesamtpaket an, das Händler:innen ihrer Kundschaft bieten.
„Am besten sind natürlich Sendungen, die gar nicht erst zu einer Retoure werden – in der Praxis ist das aber kaum umzusetzen. Dennoch können Händler ihre Retourenquote reduzieren. Vor allem, indem sie Informationen zum Produkt im Online-Shop optimieren und Kunden für das Thema sensibilisieren. Verbesserte Produktinformationen können beispielsweise auch durch die Integration neuer Technologien gegeben werden: Virtual Reality und Augmented Reality sind hier die Stichwörter. Darüber hinaus können Händler den ökologischen Fußabdruck einer Sendung und Retoure transparent kommunizieren und auch so einen Anreiz zur Retourenvermeidung geben. Nicht zuletzt gehen inzwischen einige Händler schon dazu über, kostenlose Retouren zur Ausnahme zu machen, vor allem in Kombination mit verbesserten Produktinformationen.“
Micha Augstein, Gründer und CEO von PARCEL.ONE
Fazit: Nachhaltigkeit und reibungslose Lieferungen für eine bessere Customer Experience
In der Logistik wird sich, wie bereits 2022, alles rund um Nachhaltigkeit und die Optimierung der Lieferung drehen. Nicht weniger erwarten Kund:innen von Online-Händler:innen. Wer im E-Commerce im kommenden Jahr vorne mit dabei sein will, kommt nicht darum herum, seine Logistik-Prozesse zu evaluieren und Anpassungen, abhängig von den Gegebenheiten, vorzunehmen. Denn Kund:innen erwarten eine exzellente Customer Experience und mehr ökologische und soziale Verantwortung – und das nicht nur während der Bestellung, sondern bis hin zur Zustellung.
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