Amazon Prime durch Verkäufer: Der Leitfaden für professionelle Seller

Amazon lässt im „Prime durch Verkäufer“-Programm auch DHL als Transporteur zu.

Fulfillment by Amazon (FBA) ist eigentlich die einzige Möglichkeit, den begehrten Prime-Badge für ein Produkt zu erhalten, das jedem Kunden auf Amazon ein Versprechen gibt: schneller Versand, kulante Retouren, zuvorkommender Kundenservice – um es kurz zu machen: exzellente Qualität in allen Belangen. Dieses Versprechen zieht. Mehr als 200 Millionen Menschen weltweit nutzen Amazon Prime und die Einführung des Programms gilt als ein echter Wachstumstreiber für die verschiedenen Marktplätze. Doch nicht jeder Händler möchte Amazon FBA nutzen. Gerade professionelle und große Marktplatz-Verkäufer haben eine eigene, gut funktionierende Logistik. Das Fulfillment auszulagern, kann in einem solchen Fall Mehrkosten verursachen. Um auch solchen Händlern die Möglichkeit zu geben, den wachsenden Prime-Kundenstamm zu erreichen, hat Amazon das „Prime durch Verkäufer“-Programm eingeführt. 

Allerdings steht die Teilnahme an Prime by Seller bzw. Seller Fulfilled Prime (Amazon SFP) nicht jedem offen und es gelten strikte Qualitätsmerkmale, die interessierte Unternehmen auch unter Beweis stellen müssen. In diesem Blogbeitrag klären wir, was genau Prime durch Verkäufer ist, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie Sie sich erfolgreich bewerben.

Was ist Prime durch Verkäufer?

Viele Amazon-Händler haben Prime by Seller früher eher gemieden, da der Versanddienstleister nicht frei gewählt werden konnte. Seit Seller jedoch nicht mehr an einen Transportdienst gebunden sind, hat das Programm sehr an Attraktivität gewonnen. Produkte, die via Prime durch Verkäufer versendet werden, sind zwar Teil von Amazon Prime, werden aber direkt aus dem Warenlager des jeweiligen Verkäufers versendet.

Für Händler bedeutet dies, dass sie ihre eigene Logistik von der Lagerung über das Picken und Packen bis hin zum Versand nutzen können. Es bedeutet aber auch, dass diese internen Prozesse reibungslos und zuverlässig funktionieren müssen. Ob das der Fall ist, testet Amazon zuvor während einer Testphase. 

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Vorteile von Amazon Prime by Seller

Das Prime-Logo ist deswegen so begehrt, weil es entscheidende Wettbewerbsvorteile bietet. 

  • Kunden, die ein Prime-Abo abgeschlossen haben, kaufen tendenziell häufiger bei Amazon und 
  • generieren höhere Warenkorbwerte als Kunden, die kein Prime nutzen. 
  • Zudem suchen Prime-Kunden ganz gezielt nach Produkten, die Teil des Prime-Angebots sind, um alle Vorteile des Abos auszunutzen – insbesondere die schnelle Lieferung, manchmal noch am selben oder spätestens am Folgetag. 
  • Außerdem steigt mit Prime die Wahrscheinlichkeit, dass das Angebot die Amazon Buy Box gewinnt.
  • Mehr Traffic und eine verbesserte Conversion Rate führen zu noch mehr Sichtbarkeit in der Amazon-Suche.
  • Für „Prime durch Verkäufer“-Produkte übernimmt Amazon den Kundenservice und
  • Händler, die SFP-qualifiziert sind, haben Zugriff auf Blitzangebote
  • Das „Prime durch Verkäufer“-Programm ist im Gegensatz zu FBA quasi kostenlos, da keine weiteren Gebühren anfallen. 
  • Gleichzeitig verzeichnen Verkäufer durch Prime by Seller in der Regel eine Kostenreduktion, etwa bei der Lagerhaltung und durch eigene Konditionen mit Versanddienstleistern. 
  • Die Unabhängigkeit von Amazon ist ein weiterer Vorteil, der nicht unterschätzt werden sollte: eigene Versandverpackungen, mehr Branding, bessere Produktpräsentation – das alles zahlt am Ende auf die Kundenbindung ein.

Nachteile von Amazon Prime by Seller

Alles hat seinen Preis – und Händler sollten sich gut überlegen, ob sie diesen zahlen wollen. 

  • Die gesamte Verantwortung für die Bestellabwicklung liegt beim Verkäufer. 
  • Amazon stellt hohe Anforderungen an Teilnehmer des „Prime durch Verkäufer“-Programms, die zu jedem Zeitpunkt erfüllt werden müssen (s. unten).
  • Alle Prozesse müssen tadellos funktionieren. Schon wenige verspätete Lieferungen oder eine Beschwerde eines Kunden zu viel, kann den Verlust des Prime-Status bedeuten.
  • Bestellungen müssen jederzeit bearbeitet werden, also auch am Wochenende, an Feiertagen, in den Schulferien oder wenn Oma Geburtstag feiert.
  • Der Kundenservice wird komplett von Amazon übernommen. Zwar ist das eine Aufgabe weniger, die Onlinehändler erledigen müssen, doch gleichzeitig verlieren sie jede Kontrolle. Beschwert sich ein Kunde – etwa weil seine Bestellung nicht direkt am nächsten Tag geliefert wurde –, dann wird Amazon im Regelfall dem Kundenwunsch entsprechen und beispielsweise eine Erstattung in die Wege leiten.
  • Auch die Rückgaberichtlinien, denen alle SFP-Händler auf Amazon zustimmen müssen, können ein Negativpunkt sein. Kunden müssen Produkte innerhalb von 30 Tagen zurückgeben können und nach Erhalt der Rücksendung muss dem Käufer der Kaufpreis des Artikels innerhalb von zwei Tagen erstattet werden.

Wann lohnt sich für Amazon-Händler die Seller Fulfilled Prime-Option?

Das Gegenstück zu Prime by Seller ist Fulfillment by Amazon. Hierbei lagert und versendet der Verkäufer seine Waren nicht selbst, sondern Amazon übernimmt das gesamte Fulfillment. Die Artikel werden in einem Amazon-Logistikzentrum gelagert und bei einer Bestellung verpackt und versendet. Auch Rücksendungen werden dort bearbeitet. Das hat viele Vorteile, aber auch einige Schattenseiten – beispielsweise ist ein solcher Service natürlich nicht kostenlos und zu den Verkaufsgebühren kommen noch einmal FBA-Gebühren hinzu. 

Dennoch ist Prime durch Verkäufer nicht automatisch die bessere Lösung. Als Faustregel gilt, dass SFP vor allem für solche Produkte in Frage kommt, die im FBA-Programm zu hohe Kosten verursachen. In der Regel geschieht dies, weil Produkte zu groß oder zu schwer sind, nur saisonal verkauft werden und daher zu lange im Amazon-Lager verbleiben oder wenn spezifische Anforderungen an die Produktsicherheit oder -verpackung bestehen. 

In jedem Fall sollten Interessierte die Kosten zuerst genau kalkulieren, ehe sie sich für das eine oder andere Programm entscheiden.

Welche Anforderungen hat Amazon SFP?

Das Seller Fulfilled Prime-Programm von Amazon ist als „Prime by Seller" bekannt.

Das Programm „Prime durch Verkäufer“ hat strenge Voraussetzungen, die keinesfalls unterschätzt werden sollten. Amazon priorisiert letzten Endes immer den Kunden und ist so zum größten Player im E-Commerce geworden. Wer keine entsprechende Servicequalität leisten kann, wird aussortiert. Damit Händler Produkte via Prime durch Verkäufer versenden können, müssen folgende Anforderungen erfüllt sein: 

  • professionelles Verkäuferkonto
  • landesweite Verfügbarkeit und Versand aus einem inländischen Lager
  • kostenloser Versand
  • Versand innerhalb eines Tages nach Bestelleingang für min. 99 % aller Bestellungen
  • Versand von Bestellungen bis 13 Uhr noch am selben Tag
  • Einhaltung des Lieferversprechens (in Abhängigkeit von Kategorie, Lagerort und Produktabmessungen)
  • Rate pünktlicher Lieferungen min. 90 %
  • Rate gültiger Sendungsverfolgungsnummer min. 99 %
  • Stornorate kleiner gleich 0,5 %
  • kostenlose Rücksendungen gemäß den Amazon-Richtlinien

Seit 2023 erhalten in einigen Fällen nur die besten 90 % das Prime-Logo. Amazon ermittelt dies stündlich neu und bezieht dafür verschiedene Kennzahlen mit ein, ausschlaggebend ist jedoch die Lieferfrist. Für die Marktplätze Deutschland, Frankreich, Spanien, Niederlande und Belgien erhalten alle Angebote mit einer Frist von maximal drei Tagen den Prime-Status, während Angebote mit mehr als sieben Liefertagen überhaupt keine Prime-Berechtigung erlangen. Bei vier bis maximal sieben Tage greift die oben beschriebene 90%-Regel.

Nicht in allen Produktkategorien gelten dieselben Fristen, da beispielsweise sehr sperrige Produkte einfach längere Lieferzeiten aufweisen als kleine und leichte Artikel. Auch für internationale Sendungen bestehen Ausnahmen. Händler konkurrieren also nur innerhalb derselben Produktklasse miteinander.

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Mehr Informationen

Durchführung des „Prime durch Verkäufer“-Programms

Versanddienstleister

Noch immer hält sich das Gerücht, man sei als SFP-Händler an den Versanddienstleister DPD gebunden. Doch das ist schon seit 2022 nicht mehr der Fall, sodass auch mit DHL, Hermes und Co. zusammengearbeitet werden kann. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Unternehmen können mittlerweile eigene Geschäftskonditionen mit dem jeweiligen Transportdienst aushandeln bzw. ihre bereits vereinbarten Konditionen nutzen, statt die von Amazon ausgehandelten Modalitäten akzeptieren zu müssen.  

Die gängigsten Lieferdienste sind sicherlich DHL, Hermes oder DPD, aber Händler könnten sich auch für Amazon Shipping, UPS oder jeden anderen Dienst entscheiden. Viel spricht allerdings für DHL, da insbesondere die Kunden diesem Versandunternehmen vertrauen.

Registrierung und Testphase

Um sich für Amazon SFP zu qualifizieren, müssen Händler im Seller Central registrieren und eine Testphase erfolgreich abschließen. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die erforderlichen Schritte.

  1. Registrierung im Amazon Seller Central
    Navigieren Sie im Seller Central in den Programmeinstellungen zum Bereich „Prime durch Verkäufer“. Bewerben Sie sich dort für die Teilnahme. Anschließend prüft Amazon, ob Ihr Verkäuferkonto die Voraussetzungen erfüllt (bspw. niedrige Stornierungsquote usw.). 
  2. Bestehen der Testphase 
    Sollte die erste Prüfung positiv ausgehen, startet die Testphase, in der sichergestellt werden soll, dass die erforderlichen Standards eingehalten werden. Während des Probezeitraums müssen alle SFP-Anforderungen erfüllt werden, allerdings ohne dass die entsprechenden Produkte bereits das Prime-Logo erhalten würden. 
  3. Anlegen einer Versandvorlage für Prime
    Legen Sie im Seller Central eine sogenannte Versandvorlage an. Diese finden Sie unter „Lagerbestand verwalten“. Klicken Sie im Drop-down-Menü des Produkts auf „Versandvorlage ändern“, anschließend auf „Versand-Template ändern“ und dann auf „Versandvorlage Prime auswählen“. Dort können dann die Lieferregionen und -zeiten für Prime-Bestellungen festgelegt werden. Alternativ können Sie den Weg über den Lagerbestands-Assistenten wählen.
  4. Integration des Versanddienstleisters
    Um Versandetiketten zu erstellen, müssen Sie Ihr Versandkonto mit Ihrem Amazon-Konto verknüpfen. Gehen Sie dazu in den Einstellungen auf „Informationen zum Verkäuferkonto“. Unter Versand und „Warenrücksendungen“ findet sich der Bereich „Versandentgelt kaufen“. Dort lassen sich die Transporteurkonten verwalten.
  5. Bestehen der Testphase
    Im Probezeitraum gelten alle Anforderungen des „Prime durch Verkäufer“-Programms. Bestellungen müssen zeitnah bearbeitet und versandt werden, die Lieferfrist muss eingehalten werden und alle Metriken wie die Stornorate sind im Sollbereich zu halten. 

Nach erfolgreich absolvierter Testphase erhalten die entsprechenden ASINs automatisch das Prime-Logo.

Fazit

Prime durch Verkäufer in Österreich? Erfahrungen damit konnten schon einige Händler sammeln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das „Prime durch Verkäufer“-Programm eine wertvolle Alternative für Händler bietet, die ihre eigenen Logistikprozesse und Geschäftskonditionen beibehalten möchten, während sie trotzdem Zugang zum wachsenden Amazon-Prime-Kundenstamm erhalten möchten. Das Programm ermöglicht ihnen, Produkte direkt aus dem eigenen Lager zu versenden und dabei das begehrte Prime-Logo zu führen, ohne auf Amazon FBA angewiesen zu sein. 

Ein klarer Vorteil für Prime-Händler ist die Sichtbarkeit und das Vertrauen, das das Prime-Badge erzeugt. Prime-Kunden schätzen die schnelle Lieferung und den exzellenten Kundenservice und kaufen tendenziell häufiger und mehr bei Amazon ein. Zudem profitieren die Händler von einer verbesserten Chance, die Buy Box zu gewinnen, und einer verbesserten Sichtbarkeit in der Amazon-Suche.

Doch das Programm kommt auch mit Herausforderungen: Die Händler tragen die volle Verantwortung für die Einhaltung der hohen Serviceanforderungen, die Amazon setzt – wie eine pünktliche Lieferung und niedrige Stornorate. Die internen Logistikprozesse müssen daher reibungslos und zuverlässig funktionieren, um Verstöße gegen die Anforderungen zu vermeiden.

Letztlich eignet sich das „Prime durch Verkäufer“-Programm besonders für Händler mit speziellen Produkten, die im FBA-Programm zu hohe Kosten verursachen würden.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Amazon Prime für Verkäufer?

Amazon Prime für Verkäufer, auch „Seller Fulfilled Prime“ genannt, ermöglicht es Verkäufern, ihre Produkte mit dem Prime-Badge direkt aus ihrem eigenen Lager zu versenden und dennoch Prime-Vorteile wie schnellen Versand und Kundenservice anzubieten.

Was bedeutet es, wenn Amazon der Verkäufer ist?

Wenn Amazon der Verkäufer ist, kauft und verkauft Amazon das Produkt selbst, lagert es in eigenen Fulfillment-Zentren und übernimmt den Versand, Kundenservice und Rücksendungen.

Was bedeutet Prime-Versand?

Prime Versand bezeichnet den schnellen, oft kostenlosen Versand für Amazon Prime-Mitglieder, meist innerhalb von ein bis zwei Tagen.

Wer bezahlt die Versandkosten bei Prime durch Verkäufer?

Die Kosten für den Versand trägt allein der Händler. Hierzu kann er auf entsprechende Geschäftskonditionen zurückgreifen, die er mit dem gewählten Transportdienstleister ausgehandelt hat. Für Nicht-Prime-Kunden können Versandkosten von bis zu 7,99 € veranschlagt werden.

Kann bei Prime durch Verkäufer auch DHL genutzt werden?

Ja, mittlerweile sind Amazon SFP-Händler nicht mehr an ein bestimmtes Transportunternehmen gebunden, sondern können mit DPD ebenso wie mit DHL, Hermes usw. zusammenarbeiten.

Ist Prime by Seller kostenlos?

Ja, es fallen keine zusätzlichen Gebühren an. Die Amazon-Verkaufsgebühren bleiben ebenfalls unverändert.

Wie lange dauert die „Prime durch Verkäufer“-Testphase?

Es gibt keine festgelegte Dauer des Probezeitraums. Das hat Vorteile, weil Händler dadurch etwas Zeit haben, ihre Versandprozesse entsprechend auszurichten und ihre Metriken in den Griff zu bekommen. Andererseits bedeutet dies auch eine gewisse Unsicherheit, wann Amazon die Testphase als beendet ansieht und der Prime-Status greift.

Für welche Seller eignet sich SFP besonders?

SFP eignet sich besonders für Verkäufer, die ein robustes Logistiksystem haben und regelmäßig hohe Versandvolumina bewältigen können.

Bildnachweise in der Reihenfolge der Bilder: © stock.adobe.com – Mounir / © stock.adobe.com – Vivid Canvas / © stock.adobe.com – Stock Rocket

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