Ein eigener Amazon-Shop? So eröffnen Sie ein Verkäuferkonto bei Amazon [Schritt-für-Schritt-Guide]
Der E-Commerce hat sich in Pandemiezeiten rasant entwickelt. Doch auch jetzt, da sich die Wachstumskurve etwas abflacht, legt der Onlinehandel noch immer zu. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen dem deutschen E-Commerce und dem stationären Handel dank Pick-up-Points, Same-Day-Delivery und Co. immer mehr. Viele Händler kombinieren daher Online-Verkauf und Offline-Geschäft erfolgreich miteinander. Schielen Sie auch auf den Onlinehandel, dann ist es höchste Zeit und Sie kommen nicht um die Frage herum, ob Sie gleich mit einem kompletten Internetauftritt starten oder ob ein eigener Amazon-Shop die bessere Option ist.
Bevor Sie sich in wilden Aktionismus stürzen, sollten Sie die Vor- und Nachteile der beiden Modelle des Onlinehandels genauer betrachten. Hier ist es wie beim Autokauf: Der eine wird mit dem wendigen Mini glücklich, der andere benötigt einen geräumigen Kombi.
Wie viel sind Sie bereit zu investieren?
Eigener Onlinehandel oder Amazon-Shop – beides kostet Geld und birgt Vor- und Nachteile. Es ist jedoch naheliegend, dass die Investition in den eigenen Onlineshop bei weitem die Kosten für die Einrichtung eines Verkäuferkontos bei Amazon übersteigen. Sie müssen dabei einige kostspielige Entscheidungen in Erwägung ziehen:
Dazu kommen noch beträchtliche Summen für die Einrichtung und Erstellung der Produktseiten sowie ein hoher Zeit- und Kostenaufwand für Marketing, SEO und SEA. Abhängig davon, wie umfangreich Ihr Handel ist und welche Waren Sie anbieten, kommen schnell fünfstellige Beträge zusammen. Auch der laufende Betrieb und die notwendige Weiterentwicklung kosten Geld. Entscheiden Sie sich für eine Cloud-Lösung, können monatliche Grundgebühren, Transaktionskosten sowie Gebühren für die Einbindung der Payment-Lösungen anfallen.
Im Vergleich dazu sind die Anlaufkosten und die zu investierende Zeit für die Nutzung der Verkaufsplattform Amazon recht gering. Sie brauchen kaum Startkapital für den eigenen Amazon-Shop und der Aufwand für die Angebotserstellung in einem etablierten und gut auffindbaren Ökosystem ist überschaubar. Auch hier fallen selbstverständlich Kosten an, die jedoch vergleichsweise niedrig sind. Amazon fordert allerdings für die Präsenz der Angebote auf dem eigenen Marktplatz Gebühren und Provisionen. So liegen die Verkaufsgebühren der meisten Kategorien zwischen 7 % und 15 %. Hinzu kommt eine monatliche Gebühr von 39 Euro.
Amazon ist die erfolgreichste Verkaufsplattform weltweit und bietet Zugang zu einem sehr großen Kundenstamm. Nichtsdestotrotz müssen Sie als Verkäufer viel Arbeit investieren, wenn Sie richtig durchstarten wollen. Möchten Sie Ihre Produkte auf Amazon prominent platzieren, werden Sie auf Amazon Advertising nicht verzichten können.
An diesem Vergleich sehen Sie, dass die Entscheidung zwischen Amazon und Onlineshop stark davon abhängt, ob und wie viele Mittel Sie zur Verfügung haben und wie lange Sie eine anfängliche Durststrecke durchhalten können.
Eigener Amazon-Shop vs. Onlineshop: Vor- und Nachteile
Wie hoch der tatsächliche Gewinn ist, lässt sich nicht mit der einfachen Rechnung „Verkaufspreis minus Einkaufspreis“ erledigen. Die Konkurrenz, die technische Umsetzung, die laufenden Kosten (Lagerung, Verpackung, Versand, Manpower etc.), das Marketing, der Kundenservice – all das spielt eine große Rolle bei der Berechnung des Gewinns.
Im eigenen Onlineshop sind Sie Herr der Lage, keine Frage. Der Kunde ist weniger preissensitiv, der Mitbewerber sitzt Ihnen nicht direkt im Nacken und der volle Gewinn bleibt Ihnen erhalten. Sie tragen jedoch auch das volle Risiko: Werden sich Ihre Investitionen in den Aufbau des Shops auch rentieren? Können Sie genügend Kunden gewinnen? Funktionieren Logistik und Fulfillment? Mit einem eigenen Onlineshop können Sie im Idealfall Ihre Marke aufbauen und Stammkunden binden, das ist aber sehr ressourcenintensiv.
Nun zum eigenen Amazon-Shop.
Auf dem Marktplatz tummeln sich Tausende Onlinehändler, der Konkurrenzdruck ist also enorm hoch und der Kunde preissensitiv! Die Angebote ähneln sich teilweise stark und in dieser Situation entscheidet oft der Preis – jedoch nicht zwingend der niedrigste, dies hat bereits eine Studie der Northeastern University Boston bewiesen. Das Bewertungsprofil des Verkäufers, eine schnelle Lieferung und ein günstiger Verkaufspreis tragen wesentlich zum Gewinn der Buy Box auf Amazon bei. Denn einige dieser Aufgaben lassen sich mit dem marktplatzeigenen Dienst Fulfillment by Amazon abdecken. Auch den Preis müssen Sie nicht manuell konfigurieren, dieser lässt sich unkompliziert und vollautomatisiert durch den Einsatz eines Repricers an die Marktsituation anpassen.
Exkurs: Was ist die Buy Box?
Die Buy Box, auf Deutsch Einkaufswagenfeld, ist ein optisch auffälliger gelber Kasten mit der Aufschrift „In den Einkaufswagen“, den Sie auf jeder Amazon-Produktdetailseite sehen können. Die Buy Box garantiert eine hohe Sichtbarkeit der Artikel des jeweiligen Onlinehändlers und damit die Optimierung der Verkaufszahlen auf dem Marktplatz. Denn nur ein einziger Händler erscheint mit seinem Produkt in der Buy Box und sahnt alle Verkäufe ab, die zu rund 90 % über das Einkaufswagenfeld laufen. Bei dieser Aussicht ist die Platzierung hinter dem kleinen gelben Button auf der Produktdetailseite unter Onlinehändlern entsprechend begehrt.
Natürlich kostet das alles auch etwas. Auch wenn Gebühren und Provisionen den Gewinn am einzelnen Artikel schmälern, haben sie auch eine positive Eigenschaft: Sie sind mittelfristig gut kalkulierbar. Auch sonst bleiben Sie beim Verkaufen auf Amazon auf der sicheren Seite. Sie zahlen Gebühren, dafür können Sie sich darauf verlassen, dass die Software läuft und die Abwicklung funktioniert. Keine Überraschungen.
Überblick über die Vor- und Nachteile
Um Ihnen die Qual der Wahl etwas einfacher zu gestalten, haben wir noch einmal jegliche Aspekte der beiden Geschäftsmodelle in der untenstehenden Checkliste zusammengefasst.
Kriterium | Eigener Online-Shop | Eigener Amazon-Shop |
Investitionen zum Start | Die Anfangsinvestition in den eigenen Online-Shop kann abhängig von Ihrem Handelsgeschäft schnell fünfstellige Beträge erreichen. Einige kostspielige Arbeiten stehen an: Auswahl und Konfiguration des Shopsystem, Einrichtung und Erstellung der Produktseiten samt Texten und Bildern sowie hoher Zeit- und Kostenaufwand für Marketing, SEO und SEA. | Das Anlegen eines eigenen Amazon-Shops ist unkompliziert und erfordert keine riesigen Investitionskosten. Die zu investierende Zeit für die Nutzung von Amazon hält sich im Rahmen und der Aufwand für die Angebotserstellung in ein etabliertes Ökosystem ist vergleichsweise gering. |
Laufende Kosten | Entscheiden Sie sich für eine Cloud-Lösung, können monatliche Grundgebühren, Transaktionskosten sowie Gebühren für die Einbindung der Payment-Lösungen anfallen. Auch für einen selbst entwickelten Online-Shop entstehen für die Umsetzung, den laufenden Betrieb, die Warenwirtschaft, die Verpackung, den Versand, das Marketing, den Kundenservice und die nötige Manpower entsprechende Kosten. | Amazon verlangt für den Verkauf der Produkte Gebühren und Provisionen. So liegen für die meisten Produktkategorien die Verkaufsgebühren bei rund 15 %. Hinzu kommt eine monatliche Gebühr von 39 Euro. Vorteil: Technik, Lagerung, Fulfillment, Kundenservice usw. übernimmt Amazon in Ihrem Auftrag. |
Marketing | Bereiten Sie sich ganz am Anfang auf eine Durststrecke vor. Um einen neuen Onlineshop bekannt zu machen, müssen Sie mit hohem Zeitaufwand und Kosten für Werbung, Social Media, Vermarktung, SEA etc. rechnen. Diese zahlen sich langfristig jedoch aus. | Amazon ist DIE Suchmaschine beim Online-Shopping. Die Verkaufsplattform bietet Zugang zu einem sehr großen Kundenstamm. Ihre Artikel lassen sich jedoch nicht von alleine vertreiben. Einen schnelleren Start erzielen Sie durch eine prominente Platzierung Ihrer Angebote mittels Amazon PPC. |
Gestaltungsspielraum | Sie haben die volle Kontrolle über Ihr Markenimage – Shop-Layouts, Produktgestaltung, zusätzliche Features zur Kundenbindung etc. liegen komplett in Ihrer Hand. | Bei Amazon haben Sie teils sehr starre Strukturen und können an der Produktbeschreibung kaum etwas ändern (z. B. bei Handelsware). Wollen Sie mehr Spielraum haben, können Sie jedoch auch Ihre eigene Marke anmelden. |
Markenaufbau und Kundenbindung | Kundenbindung und Markenaufbau liegen in Ihrer Hand – mit guter Produktqualität, freundlichem Service, schneller Lieferung und Vertrauenswürdigkeit merken sich Kunden den Namen und kaufen wieder bei Ihnen. | Die Loyalität des Kunden gehört Amazon, nicht Ihnen als Onlinehändler. Hier zählt nur der beste Preis, das beste Bewertungsprofil und der beste Service. |
Gewinn und Marge | Die Gewinnmarge beim Onlineshop liegt bekanntlich höher als beim Verkauf auf Amazon. Viele Kosten lassen sich jedoch nicht auf einzelne Transaktionen herunterbrechen. Erst bei der Berechnung der Einnahmen und Ausgaben kann die tatsächliche Marge errechnet werden. | Die Gebühren und Provisionen schmälern die Gewinnmarge der einzelnen Artikel, sind jedoch mittelfristig gut kalkulierbar. Durch die Automatisierung einzelner Prozesse wie z. B. der Preisanpassungen lässt sich die Buy Box auch mit einem höherem Preis gewinnen. |
Eigenen Amazon-Shop eröffnen – Schritt für Schritt zum professionellen Verkäuferkonto
Wir gehen davon aus, dass Sie bereits ein Nutzerkonto bei Amazon besitzen. Die meisten Onlineshopper haben ja schon einmal etwas bei Amazon bestellt. Falls Sie weder ein Gewerbe noch ein Konto bei Amazon angemeldet haben, sollten Sie diese beiden Schritte zuerst in Angriff nehmen.
Wenn nun alle Angaben korrekt erfasst wurden, können Sie nun mit einem Klick auf „Registrierung abschließen“ den Prozess beenden. Ihr Verkäuferkonto ist nun erstellt und Sie können damit beginnen, Ihren eigenen Amazon-Shop mit Leben zu füllen. Bis Sie allerdings Produkte einstellen und tatsächlich handeln dürfen, dauert es noch etwas, denn Amazon prüft zuerst alle Angaben und Unterlagen.
FBA vs. FBM
Ein eigener Amazon-Shop zieht auch die Frage nach sich, ob Sie Fulfillment by Amazon (FBA) nutzen möchten oder ob Sie die Logistik selbst stemmen wollen – bei Amazon als Fulfillment by Merchant (FBM) bezeichnet. Das scheint erst einmal eine große Entscheidung zu sein, dürfte sich bei näherer Betrachtung aber für die meisten Neulinge als einfach zu beantworten herausstellen.
Ist eine eigene Logistik inklusive Lagerung, Picken und Packen, Kundenservice und Retourenmanagement vorhanden und können Sie eine schnelle Lieferung gewährleisten? Dann könnte auch auf Amazon der eigene Versand via FBM eine Möglichkeit für Sie sein.
Wenn das nicht der Fall ist und Sie solche Strukturen erst noch aufbauen müssten, dann ist mit hoher Wahrscheinlichkeit FBA für Sie erst einmal die bessere Wahl. Wenn Sie das FBA-Programm nutzen, dann senden Sie Ihre Ware an ein Amazon-Lager und kümmern sich darum, Ihre Produkte zu vermarkten. Das Fulfillment hingegen übernimmt Amazon:
Das ist sehr bequem und hilft vor allem kleineren Händlern dabei, eine hohe Fulfillment-Qualität sicherzustellen, die für neue Amazon-Verkäufer mit Eigenversand nur schwer zu erreichen ist.
Nachteile von FBA
Natürlich hat FBA für den eigenen Amazon-Shop auch nachteilige Aspekte. Pro Bestellung gehen entsprechende Gebühren für den Service ab, die in der Preiskalkulation berücksichtigt werden müssen, um eine angemessene Marge zu gewährleisten. Außerdem passieren auch Amazon Missgeschicke – sogenannte FBA-Fehler. Dabei werden beispielsweise im Versandprozess Produkte beschädigt, sodass sie unverkäuflich sind. Hierfür steht dem Verkäufer, dem der Artikel schließlich gehört, eine Entschädigung zu. Leider erstattet Amazon nicht zuverlässig eigenverantwortlich, sodass Händler sich theoretisch selbst um die Antragstellung kümmern müssen.
Zum Glück gibt es dafür eine einfache Lösung auf dem Markt. Mit SELLERLOGIC Lost & Found Full-Service wird das Erstattungsmanagement zum Kinderspiel: kein stundenlanges Durchsehen von FBA-Berichten, kein mühsames Zusammensuchen aller Informationen zu einem Fall, kein Copy-and-Paste ins Seller Central und vor allem keine nervenaufreibende Kommunikation mit Amazon.
Erfahren Sie jetzt mehr darüber, wie Lost & Found Ihnen Ihre Arbeit als Amazon-Verkäufer erleichtern kann und zusätzlich Ihre Profitabilität verbessert.
Fazit: Ist ein eigener Amazon-Shop eine gute Idee?
Unsere Gesellschaft verändert sich nachhaltig: Der gemütliche Schaufensterbummel gehört für viele Menschen schon länger nicht mehr zum Wochenendprogramm. Stattdessen blättern wir abends nach Feierabend die Angebote bei Amazon durch. Einen eigenen Store zu erstellen, ist dabei einfacher als gedacht.
Ob Sie einen kompletten Internetauftritt planen oder doch lieber den eigenen Amazon-Shop eröffnen, hängt von vielen Faktoren ab. Doch die Pandemie hat gezeigt, dass Diversifikation wichtig ist. Warum also nicht mit einem eigenen Amazon-Shop starten, um das E-Commerce-Business kennenzulernen, um dann nach und nach den eigenen Onlineshop aufzubauen?
Denn gerade in der Anfangszeit Ihrer E-Commerce-Karriere bietet Amazon viele Vorteile. Hier können Sie Erfahrungen sammeln, ohne riesige Summen für den Aufbau des eigenen Internetauftrittes auszugeben. Auch um Technik und Vermarktung müssen Sie sich als Onlinehändler nicht kümmern. Die Gebühren und Verkaufsprovisionen sind dabei auch über einen längeren Zeitraum planbar bei gleichbleibend hervorragender Qualität für Logistik und Fulfillment. Haben Sie genug Erfahrung gesammelt, können Sie den nächsten Schritt Richtung Onlineshop gehen.
Häufig gestellte Fragen
Theoretisch kann jeder mit Amazon Geld verdienen, denn Amazon FBA kann auch schon mit einem Startkapital von wenigen Hundert Euro begonnen werden. Um ein wirtschaftlich unabhängiges Business aufzuziehen, das sich selbst trägt, bedarf es aber einiger Investitionen. Diese sind aber immer noch geringer, als wenn Sie einen eigenen Onlineshop mit vollständiger Logistik aufbauen wollen.
Dazu gehen Interessierte auf die Amazon-Website und wählen im Bereich „Mein Konto“ den Link „Auf Amazon verkaufen“ aus. Im Anschluss kann ein eigener Amazon-Shop eröffnet werden. Dazu werden Angaben wie Unternehmensname, Kontaktmöglichkeiten und Kreditkarteninformationen gemacht.
Der Privatverkauf ist auf Amazon möglich, aber eher unüblich. Dafür haben sich eher Portale wie Ebay oder Kleinanzeigen etabliert. Auf Amazon ist dazu ebenfalls eine Registrierung als Seller nötig.
Ein professionelles Amazon-Verkäuferkonto kostet aktuell 39 Euro im Monat. Hinzu kommen Provisionen pro verkauftem Artikel, die je nach Kategorie zwischen sieben und 15 Prozent betragen.
Ja, prinzipiell ist das sowohl für Privatpersonen als auch für gewerbliche Anbieter möglich. Benötigt werden lediglich ein Amazon-Account und eine Kreditkarte.
Ja, denn ein eigener Amazon-Shop ist im E-Commerce ein Muss. Fast jeder Onlineshopper hat schon einmal auf Amazon eingekauft, die meisten haben Zugang zu einem Amazon-Account und rund 50 % aller deutschen Haushalte haben ein Amazon Prime-Abo. Die eigenen Produkte bei Amazon zu verkaufen, ist daher ein No-Brainer.
Bildnachweise in der Reihenfolge der Bilder: © PixieMe – stock.adobe.com / © AI Farm – stock.adobe.com / © PixieMe – stock.adobe.com